Kiezkamera

Veröffentlicht am 22.04.2021 von Christian Hönicke

„Blankenburger Süden“: So soll das neue Viertel aussehen. 5500 Wohnungen sollen auf dem ehemaligen Rieselfeld zwischen Blankenburg und Heinersdorf entstehen. Den Rahmenplan samt erster Visualisierung veröffentlichte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in dieser Woche. Der „Blankenburger Süden“ soll ein „kompaktes Quartier mit unterschiedlichen Wohnlagen“ sein. Hier die Eckpunkte:

  • ca. 5500 Wohnungen (überwiegend 4 bis 6 Geschosse, aber auch Hochhäuser im Zentrum bis 12 Geschossen)
  • 4 Schulen an 2 Standorten weitere Bildungs- und kulturelle Einrichtungen (Bibliothek, Volksschule, Musikschule)
  • 5 „Quartiersgaragen“ mit Autoparkplätzen und weitere „Mobilitätsstationen“
  • ein Hauptzentrum und ein Subzentrum
  • die Erholungsanlage Blankenburg wird teilweise für die neue Tramstrecke und neue Straßen bebaut

Außerdem soll in Heinersdorf ein neues Wohnquartier mit ungefähr 500 Wohnungen entstehen. Und zwar größtenteils auf dem Grundstück der Alten Gärtnerei zwischen Neukirch- und Blankenburger Straße, das seit den 90er Jahren ungenutzt ist. An der Kreuzung Romain-Rolland-Straße Ecke Rothenbachstraße soll zudem ein „attraktiver Eingang in den Ortskern und in das neue Wohnquartier“ entstehen. Die Pläne sollen nun bis 9. Mai hier auf mein.berlin.de öffentlich kommentiert werden dürfen.

Das Zentrum des neuen Viertels soll als „Nahversorgungszentrum“ mit Lebensmittelgeschäften, Drogeriemarkt und kleinteiligem Einzelhandel, Kultur und Gastronomie entwickelt werden. „In zentraler Lage findet sich eine lebendige Mischung aus Versorgung und sozialer Infrastruktur, städtischen Wohnformen und neuen hochwertigen Arbeitsplätzen“, heißt es. Das Zentrum soll aber nicht in der Mitte des Baugebiets, sondern eher nördlich in Richtung Blankenburger Pflasterweg liegen, „um ein gemeinsames Zentrum für Alt-Blankenburg und den Blankenburger Süden zu realisieren“. So sollen die Einrichtungen auch für Alt-Blankenburger gut nutzbar sein. [Der Text stammt aus dem aktuellen Pankow-Newsletter. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Zwei Gewerbestandorte sind vorgesehen: Das Gewerbegebiet Heinersdorf soll weiterentwickelt werden, dazu kommt ein neues Gebiet am nordöstlichen Rand des Rieselfeldes mit Anbindung an den Blankenburger Pflasterweg.

Im Gewerbegebiet Heinersdorf soll auch der neue Straßenbahnbetriebshof für den Nordosten Berlins liegen. Der soll an der Blankenburger Straße dort entstehen, wo sich heute vor allem Auto- und Motorradhändler angesiedelt haben. Es wird geprüft, den Betriebshof zum Lärmschutz mit Gebäuderiegeln von der Umgebung abzuschirmen. Die Fertigstellung des Betriebshofes werde „für 2029/2030 angestrebt“.

Das Viertel soll „autoarm“ werden, wie wir bereits berichtet haben. Genauer gesagt, ist ein „durchlässiges und autofrei erlebbares Quartier“ der Wunsch. Die verlängerte Tramlinie M2 soll das „verkehrliche Rückgrat im autoarmen Stadtteil mit Anschluss an den S-Bahnhof Blankenburg“ bilden. Parkplätze im öffentlichen Raum soll es kaum geben, dafür Parkhäuser: „Stellplätze sind in den Quartiersgaragen zu verorten.“ Zudem sind „Mobilitätsstationen“ geplant. Ganz ohne Auto geht es aber nicht: Die neue Hauptstraße „Verkehrserschließung Blankenburg (VEB)“ zwischen Heinersdorf und Blankenburg soll inklusive Tramtrasse in der Mitte insgesamt 46 Meter breit sein.

An den Rändern des Viertels soll es Klein- und Gemeinschaftsgärten, Freizeit- und Erholungsangeboten sowie Spiel- und Sportflächen geben. Als größere Grünfläche ist unter anderem ein „parkartiger Landschaftsraum mit Gemeinschaftsgärten und Sportanlaggen an der Erholungsanlage Blankenburg vorgesehen. Südlich des neuen Quartiers zwischen dem Gewerbegebiet Heinersdorf und dem Schmöckpfuhlgraben ist zudem das Biotop „WaldLand“ geplant: „Es bündelt die hochwertigen Biotopflächen und verwilderten feuchten Areale am Schmöckpfuhlgraben.“

Als „gute Grundlage für die nächsten Schritte und vertiefenden Planungen und Untersuchungen“ sieht Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne), der für den Bezirk im Projektbeirat sitzt, die Pläne.

Strittig ist aber weiter insbesondere die Führung der Tram: Die BVV Pankow und laut Kuhn auch Mitglieder des Projektbeirats lehnen die „Vorzugsvariante“ ab, die durch die Erholungsanlage Blankenburg führt. Hier gebe es noch keine endgültige Entscheidung, so Kuhn.

Und was sagen die Bezirksverordneten dazu? „Städtebaulich halte ich den vorliegenden Entwurf für recht gelungen“, sagt Almuth Tharan, die Stadtentwicklungssprecherin der Pankower Grünen. „Er ist städtisch, gut gegliedert und berücksichtigt die Umgebung.“ Positiv sei auch, dass vorhandene landschaftliche Elemente, etwa die Gräben, erhalten bleiben und aktiv in das neue Viertel einbezogen werden sollen.

Allerdings kritisieren die Grünen den Plan, die geplante neue Hauptstraße, die vom S-Bahnhof Blankenburg nach Osten verlaufen soll. „Die Auflösung des Straßen-Doppelknotens Blankenburg ist sicher notwendig und sinnvoll“, so Tharan. „Die geplante neue Hauptverkehrsstraße bis zum Bahnhof darf jedoch nicht zum Startpunkt der Tangentialen Verbindung Nord (TVN) werden.“ Diese würde den Pankower Norden zerschneiden und drastische Eingriffe in Siedlungs- und Landschaftsschutzgebiete verursachen.

Die SPD sieht diese Straßenplanung ebenfalls kritisch und vermutet die Einführung der „TVN durch die Hintertür“. Auch die Pankower FDP unterstützt zwar den Bau des Quartiers „und fordert eine Beschleunigung der Planung“, so der Fraktionsvorsitzende Thomas Enge. Doch das Mobilitätskonzept müsse angepasst werden. „So verstärkt die Endhaltestelle am Bahnhof Blankenburg die Verkehrsprobleme. Außerdem verbessert sich für die bereits dort Lebenden durch den viel zu großen Abstand der Haltestellen kaum etwas.“ Die FDP präferiere daher eine neue „Ring-Tram-Bahn im Norden Pankows, die auch durch den Bahnhof Blankenburg führt“.

Doch der Senat schiebt dem nun einen Riegel vor. Die Tram-Vorzugsvariante der Verkehrsverwaltung sei unverrückbar, heißt es. Sie sei „im Sommer 2020 durch den Senat als Grundlage für die weiteren Planungsschritte beschlossen“ worden, bestätigt Katrin Dietl, Sprecherin von Bausenator Sebastian Scheel (Linke). „Eine Umplanung ist nicht vorgesehen.“ / Visualisierung: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen – Text: Christian Hönicke

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