Namen & Neues
Rudolf-Dörrier-Grundschule wird "Grundschule in Rosenthal"
Veröffentlicht am 06.08.2020 von Christian Hönicke
Der bekannte Pankower Historiker Rudolf Dörrier soll als Namensgeber der nach ihm benannten Grundschule in der Rosenthaler Kastanienallee verschwinden. Das berichteten wir im November 2019 – nach der Schulleitung und der Lehrerkonferenz hatte auch die Gesamtelternvertretung (GEV) der Schule einstimmig dafür votiert, die Benennung nach dem früheren SS-Mann rückgängig zu machen. Nun ist auch ein neuer Name gefunden: Die Schule soll künftig schlicht „Grundschule in Rosenthal“ heißen – ohne jegliche potenziell verfängliche Würdigung einer Person.
„In der Tat ist die Entscheidung zur Umbenennung erfolgt“, bestätigt Schulstadtrat Torsten Kühne (CDU). „Nach Abstimmung mit der zuständigen Senatsverwaltung für Bildung konnte der präferierte Wunsch ‚Grundschule in Rosenthal‘ bestätigt werden. Das Bezirksamt hat im Anschluss im Juni seine Zustimmung mit BA-Beschluss erklärt.“
Dörrier war in Pankow höchst anerkannt – unter anderem als langjähriger Leiter der Bezirksbibliotheken und Gründer der „Chronik Pankow“, aus der das heutige Museum Pankow hervorging. Er erhielt dafür zu DDR-Zeiten die „Johannes-R.-Becher“-Medaille in Gold, nach der Wende das Bundesverdienstkreuz und die „Ehrenmedaille für Verdienste um den Bezirk Pankow“. Er verfasste Ende der 1960er Jahre auch ein Buch über Pankows Geschichte, was für die damalige (DDR-) Zeit außergewöhnlich war.
Zwei Jahre nach seinem Tod wurde 2004 die Rosenthaler Grundschule nach ihm benannt. Dörrier hatte sich stets als Antifaschist inszeniert, doch der Historiker Harry Waibel fand 2017 heraus, dass er tatsächlich ab 1944 als SS-Unterscharführer im Konzentrationslager Sachsenhausen tätig war. Der Beschluss zur Neubenennung muss nun noch formal durch die Schulkonferenz der Schule gefasst werden. „Ich gehe davon aus, dass dies zeitnah erfolgt“, so Kühne.
– Text: Christian Hönicke
+++ Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow entnommen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de
Mehr Themen aus dem Pankow-Newsletter:
- Schulstart in Pankow: Wie vertragen sich Lehrer- und Raummangel mit der Pandemie?
- Ein Pankower als „König von Albanien“: Wie ein Hochstapler sich zum Herrscher ausrief
- „Man kann nirgends in Ruhe laufen“: Fußgänger haben genug von „Ego-Radlern“ auf den Gehwegen
- Liegen verboten: Im Schlosspark Schönhausen dürfen Besucher ab sofort nicht mehr auf der Wiese verweilen
- Brauner-Erben schlagen Gesprächswunsch der Colosseum-Mitarbeiter aus
- Kino „Blauer Stern“ startet nach Renovierung
- Michelangelostraße: Anwohner werfen Stadtrat „Wortbruch“ vor
- Nach 13 Jahren: Kulturhaus „Peter Edel“ in Weißensee wiedereröffnet
- Nicht denkmalwürdig, aber „stadtgeschichtlich besonders“: Landesdenkmalamt mit verwirrender Einschätzung zum Jahn-Stadion
Den Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de +++