Namen & Neues
Impfschleicher: Was eine freiwillige Wahlhelferin erlebt hat
Veröffentlicht am 10.06.2021 von Björn Seeling
Es war der Aufreger der vorigen Woche: Dutzende freiwillige Wahlhelfer, denen eine schnelle Impfung für ihren Einsatz im Dienste der Demokratie winkte, sprangen wieder ab – nachdem sie den Zugang zum Piks erhalten hatten. Das Pankower Wahlamt meldete 130 Abgänge, Tempelhof-Schöneberg 60 und Mitte aktuell nochmal 150. [Der Text stammt aus dem aktuellen Pankow-Newsletter. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Echt schäbige Aktion also? Wohl nicht ganz. Denn die Ämter scheinen selbst nicht ganz unschuldig gewesen zu sein. Das liegt zumindest die Aussage einer Wahlhelferin nahe. „Der Grund ist, dass die Impfprioritätsbescheinigungen viel zu spät kamen“, schreibt sie in einer Mail an den Tagesspiegel. „Drei Wochen nach Start der Prioritätsgruppe 3 (zu der Wahlhelfer gehören – d. Red) kam sie bei mir an.“ Da seien natürlich alle Impftermine bereits vergeben gewesen. „Ich saß gespannt vor dem Online-Buchungssystem, in der Hoffnung, schnell genug zu sein. Dabei hätte ich eigentlich arbeiten müssen“, schreibt die Frau weiter, die sich in Tempelhof-Schöneberg zum Einsatz gemeldet hatte. Auch Anrufe in Arztpraxen blieben erfolglos.
Irgendwann klappte es dann aber doch. Ein Bekannter verhalf ihr zu einem Impftermin, und der Piks ist jetzt auch schon erledigt. Aber ohne Eigeninitiative und Glück und „nur“ als Wahlhelferin wäre sie bis zur Abstimmung am 26. September wohl nie vollständig geimpft gewesen, schreibt die Tagesspiegel-Leserin weiter. Und: „Ich werde mich nicht als Wahlhelferin abmelden.“ Aber es wäre doch eine „ziemliche Schande“, wenn Geldstrafen gegen jene Menschen verhängt werden, die nach ähnlichen Erlebnissen abspringen. Denn nicht diese hätten versagt, sondern die Ämter. – Text: Björn Seeling
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