Intro
von Gerd Appenzeller
Veröffentlicht am 24.01.2018
die Themen Starkregen, Schmutzwasser, Überschwemmungen lassen uns in Reinickendorf nicht los. Das liegt zum Teil an Unwissen auch auf Seiten der Behörden, zum Teil an politischen Vorgaben, für die niemand die Anwohner von Fließ und Niederneuendorfer See jemals um Zustimmung gebeten hat. Oder hat Sie jemand gefragt, ob Sie es gut finden, dass die Politik „das Fließ sich selbst überlassen“ will? Mit den Folgen werden jedenfalls weder die Landesregierung noch das Rathaus konfrontiert – die Menschen im Norden Berlins aber schon.
Aus einer Einwohneranfrage an das Bezirksamt Reinickendorf wurde eine schriftliche Anfrage des Abgeordneten Stephan Schmidt, CDU, an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. Das Ergebnis: Dem Senat liegen keine Unterlagen darüber vor, wohin die Entwässerung der A 111 erfolgt, weil die Planung in den 70er-Jahren fertiggestellt wurde, man fragt jetzt beim Bundesverkehrsminister nach. Ob das anfallende Wasser auf Schadstoffe untersucht wird, beantwortet die Senatsverwaltung mit der Formulierung, sie selbst veranlasse keine solchen Untersuchungen. Ganz offensichtlich aber wird der Lindengraben in Heiligensee gelegentlich genutzt, um große Regenwassermengen aufzunehmen, die an der Ecke Lindengraben/ Am Dachsbau aus dem Kanalrohr fließen. Anwohner berichten, dass dies öfter der Fall ist.
Woher kommt das Wasser? Von der Autobahn? Harald Haufe aus Heiligensee, der mich auf den Vorgang aufmerksam machte, hat nun das Bezirksamt gebeten, sich der Sache anzunehmen. Die Umweltverwaltung jedenfalls hält sich offenbar in der Sache bedeckt. Auf die Frage des Abgeordneten Schmidt, ob es regelmäßige Untersuchungen der Böden im Umfeld der Autobahn gebe, antwortet der zuständige Staatssekretär Jens-Holger Kirchner: Das Bezirksamt Reinickendorf führt solche Untersuchungen nicht durch. Das beantwortet die Frage zwar nicht, bringt aber Zeitgewinn. Da der Vorwurf, ungeklärtes Abwasser von der Autobahn würde in den Niederneuendorfer See geleitet, gravierend ist, hilft jetzt wohl am ehesten eine Anzeige gegen Unbekannt wegen Umweltverschmutzung.
Auch zum Thema „Überflutungen im Fließtal“ gibt es Neuigkeiten. Langjährige Tagesspiegel-Leser haben mich darauf aufmerksam gemacht, dass die Phosphatbelastung des Fließes schon vor mehr als 20 Jahren ein Thema war. Und die Oberflächenwasser-Reinigungsanlage in Tegel wurde vor allem wegen der aus DDR-Deponien zulaufenden Schadstoffe gebaut – dazu hier mehr.
Gerd Appenzeller, geborener Berliner, ist seit 22 Jahren Mitglied der Tagesspiegel-Redaktion, war Chefredakteur und Herausgeber. Als er 1994 mit seiner Familie in die alte Heimat zurückkam, zog er nach Hermsdorf, denn dort hat er auch seine Kindheit verbracht und dort leben auch sein Bruder und dessen Frau. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihm bitte eine E-Mail an gerd.appenzeller@tagesspiegel.de