Namen & Neues

Das Wochenmarktdebakel von Reinickendorf

Veröffentlicht am 04.09.2019 von Gerd Appenzeller

Das Wochenmarkt-Debakel von Berlin-Reinickendorf. Das war wie ein Aufschrei: Als ich vor zwei Wochen im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Reinickendorf die Frage stellte, ob die Leserinnen und Leser mit dem Angebot an frischem Obst und Gemüse aus der Region zufrieden sind, lief schon kurz danach mein Mailfach über – hier die große Leserbrief-Debatte: Einhelliger Tenor aller Zuschriften – wir brauchen mehr Wochenmärkte. Der in Frohnau ist zu klein, in Hermsdorf fehlt er überhaupt, in Wittenau und Waidmannslust ist auch Bedarf, der im Märkischen Viertel ist nicht nur akut gefährdet, für ihn läuten schon die Totenglocken: Im Zuge der anstehenden Umbauten und Abrisse ist kein Platz mehr für den Markt.

Ich treffe mich mit Anbietern. Die sind ratlos, einer sagte mir, auch Bezirksbürgermeister Frank Balzer habe offenbar keine Lösung. Auch nicht schön: Das Angebot der Markthalle in Tegel ist im Segment Obst und Gemüse nicht so regional, wie es die Verbraucher wünschen. Die Qualität wird aber einhellig gelobt, der Käsestand ist exzellent, das Fleischangebot des Neuland-Metzgers wird besonders erwähnt, desgleichen die Auswahl beim Fischhändler.

Aber wie geht es nun weiter? Ich stellte dem zuständigen Bezirksstadtrat Sebastian Maack die sich aufdrängenden Fragen: Was muss getan werden, wie kann man Anbieter anlocken, was kostet ein Marktstand in Reinickendorf eigentlich? Seine Antwort war so ehrlich wie ernüchternd: „Ich würde Ihnen jetzt gerne die Antwort geben, dass sich meine Verwaltung darum kümmert, weil ich mir auch selbst mehr Märkte und regionale Produkte in Reinickendorf wünsche. Es ist aber nicht eine Aufgabe der Verwaltung, Markbetreiber zu gewinnen und beim Aufbau eines Marktes zu beraten. Hier müssen sich, dem marktwirtschaftlichen Ansatz folgend, private Unternehmer finden, die das Risiko tragen und vom Erfolg des Marktes profitieren. Anträge sind an das Gewerbeamt zu stellen. Die Gebühren sind sehr überschaubar. Die Kosten eines Standes legt der Marktbetreiber fest, der auch die Standbetreiber auswählen und den Markt bewerben muss. Anträge werden grundsätzlich wohlwollend geprüft und genehmigt. Lediglich in Tegel ist dies bis zum Ende der Umbaumaßnahmen nicht möglich. Vielleicht hat ja einer Ihrer Newsletter-Leser Lust, sich selbständig zu machen. Ich stehe als Ansprechpartner zur Verfügung.“

Anmerkung der Redaktion: Die Feststellung, dass der Marktbetreiber auch die Standbetreiber auswählt, ist unbefriedigend. Was ist, wenn der Marktbetreiber selber einen lokalen Handel, ein örtliches Geschäft hat, und deshalb eigentlich keinerlei Interesse daran haben kann, sich einen Konkurrenten auf den Markt zu holen? Darüber sollten die politisch Verantwortlichen des Bezirks Reinickendorf auch einmal nachdenken. – Text: Gerd Appenzeller
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