Intro
von André Görke
Veröffentlicht am 04.02.2020
Los geht’s mit einem Berliner Baustellen-Kracher. Wollen Sie mal sehen, wie es an Berlins bekanntester Flussmündung in Zukunft aussehen soll? Bitteschön, gerade entdeckt: Hier ist der erste Entwurf für die Geschützgießerei an Spree Ecke Havel. Die Fabrik döst seit 30 Jahren als gewaltige Ruine am Fluss vor sich hin. 2018 hatte der Kölner Investor Bauwens die vergessene Industriehalle entdeckt und belebt sie jetzt wieder. Name des Berliner Millionen-Projekts: „The Foundry“. Klingt weltmännisch, heißt übersetzt aber auch nur „Gießerei“ und wird wegen der Lage viel Beachtung finden – Stadtrat Frank Bewig, CDU, wollte dort sogar mal den Google Campus hinlocken (wurde aber nix draus). Vorn am Fluss erkennen Sie das neue Café mit dem Innenhof und aufgeständerter Terrasse. Die Pläne müssen ganz frisch sein. Die Idee war erst 2019 entstanden – hier zum Nachlesen im Spandau-Newsletter.
Neuer Uferweg entsteht an der Altstadt. Die Pläne für die Flussmündung nenne ich nicht ohne Grund. Denn am Montag, 10. Februar, 18 Uhr, stellt das Rathaus die Ideen für den neuen Uferweg im Gemeindesaal der Kirche St. Nikolai vor. Der Uferweg soll drüben in Stresow entstehen, auf der Flussseite gegenüber der Altstadt. Möglicher Baustart: 2023. Es laden ein: das Büro von Stadtrat Frank Bewig, das Straßen- und Grünflächenamt um Michael Spiza und Andreas Wunderlich vom Altstadtmanagement. „Bringen Sie Ideen mit, bringen Sie sich ein“, heißt es in der Einladung – hier ist sie.
Flaniermeile und Restaurantschiff statt Urwald und Fabrik-Ruine. Erste Details zum Uferweg sind bekannt und ergeben ein faszinierendes Spandau-Puzzle. Bislang war das Ufer ein wilder Mix aus stillen Gärten, Pinkelecken, Urwald und einer verwaisten Industriebrache neben der S-Bahnbrücke. Dort hat der Spandauer Unternehmer Franz Bäthge einst seinen Baustoff-Handel am Fluss eröffnet, ehe die Firma 1997 an den Juliusturm zog – hier die Historie. Dort am Ufer ist Platz für den vier Meter breiten Weg für Fußgänger und Radfahrer. Der soll von der Autobrücke an der Ruhlebener Straße (etwa hier) bis zur Flussmündung Spree Ecke Havel gebaut werden soll. Strecke: etwa 1000 Meter.
Hallo „Ars Vivendi“! Auch ein Restaurantschiff ist in Planung. Vor 17 (!) Jahren lag die „MS Havelqueen“ mit warmer Küche in der Altstadt – allerdings nur im Winter. Das neue Restaurantschiff soll auch im Sommer einladen. Das tote Altstadt-Ufer soll so aufgefrischt werden, schließlich gibt’s dort nirgendwo was zu essen – nicht mal einen heißen Kaffee tagsüber. „Das Restaurantschiff wird eine Riesenaufwertung, eine Belebung.“ Das hatte mir Patrick Sellerie, Chef der Wirtschaftsförderung im Rathaus, mal im Spandau-Newsletter erzählt – und ein nicht unwichtiges Detail verraten: Die Wirtschaftsleute haben das Restaurantschiff „Ars Vivendi“ aus Köpenick an der Angel, einen holländischen Zweimaster (Foto hier). Aber da kann noch einiges passieren – bis 2023 bleibt die Kombüse vermutlich kalt.
100-Mio-Baustelle Postbrache: Cafés auch am anderen Ende des Uferwegs. Zum Ufer-Puzzle gehört auch dieses Detail: Im Frühjahr 2021 entsteht die Baugrube auf dem alten Post-Gelände. Dort werden Hochhäuser, Arztpraxen und Hotels gebaut – und ein Uferplatz mit Cafés und Restaurants. Fertig soll das 2024 sein. Es wäre das Gegenstück zu Café und Restaurantschiff an Spree Ecke Havel.
Und warum kommt das alles auf einmal? Hier kommt der zentrale Baustein, der das Fundament all dieser Uferprojekte ist: Die Havel bekommt für 50 Mio Euro ein neues Ufer zwischen Scharfer Lanke und Zitadelle – es ist das letzte Stück des allerletzten Verkehrsprojekts „Deutsche Einheit“, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung. Erinnern Sie sich? Im Herbst 2019 hatte hier im Spandau-Newsletter Rolf Dietrich mit der Zwei-Milliarden-Euro-Bauakte gewedelt – so gewaltig ist das gesamte Verkehrsprojekt. Dietrich ist der Neubau-Chef des Berliner Wasserstraßenamtes und hatte hier gesagt: „Baustart ist im Frühjahr 2021. Und im Herbst 2023 soll alles fertig sein.“ Dann gibt es neue Spundwände.
Da kann auch der neue Spreeradweg nach Charlottenburg gebaut werden – den hatte ich hier vor zwei Wochen vorgestellt. Und an den neuen Spundwänden kann wiederum der Uferweg in Stresow entstehen, der am Montag, 18 Uhr, in der Altstadt vorgestellt wird. Ich bin gespannt, welche neuen Details ich Ihnen nächste Woche erzählen kann.
Sie merken schon: Es hängt alles mit allem zusammen, und das verbindende Element ist unser Fluss, die Havel. Leinen los.
- Zum Autor: André Görke ist stellvertretender Berlin-Chef beim Tagesspiegel und groß geworden in Spandau. Kontakt: spandau@tagesspiegel.de.
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