Namen & Neues

"2200 Autos aus Potsdam täglich": 15.000 Meter Stau für Kladow

Veröffentlicht am 15.01.2019 von André Görke

Drüben im Potsdamer Stadtteil Krampnitz planen sie ein Neubauviertel, das so groß ist wie die Wasserstadt Spandau – dort sollen einmal 10.000 Leute wohnen. Eine Spezialität aus Berlin-Spandau wurde dabei geschickt im Potsdamer Norden übernommen: kein Verkehrskonzept. 2021 ziehen die ersten Bewohner ein, während frühestens 2025 die erste Tram nach Potsdam fährt. Nur: Wie sollen die Leute nach Berlin zum Job kommen? Antwort: über die Potsdamer Chaussee in Kladow und dann alle ruff uffe Heerstraße – dabei ist dort eh schon alles zugestaut im Berufsverkehr. Andreas Otto, Grüne, hat das Büro von Berlins Chefplanerin Regine Günther (Verkehrssenatorin; parteilos, für Grüne) nach dem aktuellen Stand gefragt. Die Antwort kam von ihrem Staatssekretär Stefan Tidow, ebenfalls Grüne. „Sind dem Senat die Vorhaben zur Bebauung des ehemaligen Armeegeländes Krampnitz in Potsdam bekannt?“ – „Ja.“

Der Knaller ist aber dieser versteckte Mini-Satz: „Im verkehrsintensivsten Fall ist von 2.200 Kfz/24 h werktags in Richtung Berlin zu rechnen.“ Noch mal langsam: 2200 Autos werden aus Potsdam nach Spandau reinfahren – vermutlich eher nicht alle zur Nachtschicht, sondern wie alle anderen auch am Morgen. Heißt übersetzt bei einem Platzverbrauch von sieben Metern pro Auto (vorn und hinten ein bisschen Platz, dazwischen fünf Meter Pkw) – 15 Kilometer Stau für Spandau zusätzlich.

Alternativen? Guter Witz. Staatssekretär Tidow kann auch nicht fliegen oder zaubern, sondern nur die fiese Wahrheit nennen: „Aus Sicht des Nahverkehrs liegen keine besonders guten Voraussetzungen vor, da die Kaserne Krampnitz weit abseits der Schnellbahnachsen nach Berlin liegt.“ Dafür sollen mehr Busse der Linie 638 durch den Wald nach Spandau geschickt werden. Alle Kladower beißen jetzt mal bitte tapfer ins Lenkrad. – Autor: André Görke

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