Namen & Neues

Jetzt mal konkret: 10 Verkehrs-Ideen der Grünen für Spandau

Veröffentlicht am 17.03.2020 von André Görke

Jetzt mal konkret: 10 Verkehrs-Ideen der Grünen für Berlin-Spandau Das Verkehrskonzept der Grünen für Spandau ist fertig. Mööp, Mööp. Oder besser: Klingel, Klingel? Hier wedelt Fraktionschef Oliver Gellert mit rasanter Lektüre. Die Ideen der Grünen sind nicht so wild wie die der FDP letzte Woche (Tempo 70 auf der Heerstraße, Hyperloop nach Hamburg, Seilbahn wie in New York), allerdings auch nicht öde. Versöhnlichster Satz: „Den Autoverkehr in Spandau wollen wir nicht verbieten.“ Spoiler: Um steile Seilbahn-Ideen geht’s auch nicht.

Was also wollen die Grünen? Hier markige Thesen, die unbedingt auf Wiedervorlage gehören (und guter Lesestoff ist für Verkehrssenatorin Regine Günther, ebenfalls Grüne, die allerdings selten in Spandau zu sehen ist). Hier die Top 10 mit meiner Einordnung.

1.) Rettet die Altstadt vor Autos. Die Grünen haben den Altstadt-Ärger sogar ins Verkehrskonzept aufgenommen, weil Autos da gern mal bequem durchkurven („Schutz der Fußgängerzone“). Und nicht nur das: Sie schlagen Umladeplätze für Lkw oder Paketboten vor – die letzten Metern können Lastenräder oder Elektrofahrzeuge in der Altstadt übernehmen. Der 40-Tonner von Edeka mit den Bier-Paletten ist jetzt mal ein Spezialfall…

2.) Klare Worte. Der Senat hat keine Idee, wie der Süden besser erschlossen werden kann. Und der Senat hat für den Norden Spandaus viel, viel zu lange gewartet – dort werden im Mai die ersten Wohnungen bezogen, doch Straßenbahn und S-Bahn sind auf Jahre nicht in Sicht. Ehrlich zumindest, wenn die Grünen im Bezirk das auch so benennen: „Völlig unzureichender ÖPNV-Anschluss des Spandauer Nordens (Hakenfelde, Wasserstadt) und Südens (Gatow, Kladow, Groß Glienicke)“.

3.) Hier soll die Straßenbahn rollen. Die FDP will am liebsten gar keine Tram in Spandau, die Linke will sie an allen Ecken klingeln hören – die Grünen wollen so ein Mittelding. „Die Straßenbahn hat eine deutlich höhere Kapazität: doppelt so viele wie beim Busverkehr, bis zu 300 Fahrgäste pro Zug. Sie hat eine deutlich höhere Geschwindigkeit im eigenen Gleisbett.“ Deshalb sollte es zwei Strecken zum Auftakt des eigenständigen Spandauer Tram-Netzes geben. „Die wichtigste Strecke führt vom Johannesstift über Streitstraße, Rathaus und Wilhelmstraße zur Heerstraße und dort weiter bis Hahneberg. Zusätzlich soll eine Linie über die Falkenseer Chaussee ins Falkenhagener Feld und über die Daumstraße bis Haselhorst führen.“ Anschließend sind Heerstraße, Kladow und Co. dran.

4.) … aber auch die U-Bahn ist nicht übel! Für Grüne galt sie lange als Luxus-Artikel und wurde verspottet: Doch die U-Bahn-Verlängerung sehen die Grünen mittlerweile auch in Spandau als Fortschritt an – die Tram sollte als Zubringer zum U-Bahnhof dienen.

5.) Das überlastete Busnetz in Spandau. Das BVG-Busnetz „ist kurz davor zu kollabieren“. So drastisch steht das im Grünen-Papier. Das ist vor allem am Rathaus zu bemerken, Berlins Busknoten No1. Hier wissen die Busfahrer schon heute nicht mehr, wo sie eine Stullen-Pause machen können, weil schon alles mit BVG-Bussen zugeparkt ist. Das muss sich ändern.

6.) Hindernis am Rathaus. Für Fahrgäste fehlt am Rathaus der „Umsteigekomfort“. Im Fokus: die umstrittene Seegefelder zwischen den BVG-Bushaltestellen und dem S- und Regionalbahnhof. Kann der Autoverkehr dazwischen weg?

7.) Natürlich Radwege. Zwei Meter breit und gut geschützt – und wo? Vorrang: „A.) von Mertensstraße bis Heerstraße B) Neuendorfer Str. zwischen Askanierring und Falkenseer Platz C) Ruhlebener Straße ab Klosterstraße stadteinwärts D) Am Juliusturm zwischen Falkenseer Platz und U-Bahnhof Haselhorst.“

8.) Autofreie Kieze. Zum Beispiel Neustadt oder Wilhelmstadt.

9.) Eine zweite BVG-Fähre nach Wannsee. Findet der Senat drüben in der Innenstadt total quark („lohnt nicht bei 700 Leuten werktags“), die Grünen im Bezirk fordern genau das Gegenteil: „Die Anbindung von Kladow über den Wannsee an den S- und Regionalbahnhof Berlin-Wannsee sollte zügig durch Kapazitätserweiterungen der bestehenden Fährlinie verbessert werden, d.h. durch Einsatz eines weiteren Fährschiffs, das zeitgleich in Gegenrichtung die Route bedient.“

10.) Mehr Grün für Fußgänger. „Wir setzen uns für eine Prüfung eines Pilotprojektes zum sogenannten ‚Rundum-Grün‘ in Spandau ein.“ Zum Beispiel  an den drei Kreuzungen Altstädter Ring/Moritzstraße, Altstädter Ring/Seegefelder Straße oder Klosterstraße/ Brunsbütteler Damm. Dann müsste alles stehen – und die größte Verkehrsteilnehmer-Gruppe hätte Vorrang. Text: André Görke für den Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel

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