Namen & Neues
Wer klopfet an? Von vier Schreibtischen sind im Integrationsbüro drei verwaist
Veröffentlicht am 22.12.2022 von Boris Buchholz
Anfang Dezember saß die Mitarbeiterin alleine in den Räumen der Integrationsbeauftragten im Dienstgebäude Unter den Eichen 1: Ihr Kollege, er war unter anderem für die Integrationslotsen, für den Aktionsplan zur Einbeziehung ausländischer Roma und den Beirat für Migration und Integration zuständig, hatte zum 30. November gekündigt. Eigentlich sind im Integrationsbüro vier Stellen vorgesehen. Aber: „Die Integrationsbeauftragte ist seit Monaten krank“, weiß Günther Schulze vom Willkommensbündnis Steglitz-Zehlendorf. Und an Schreibtisch Nummer vier sollte eigentlich eine Flüchtlingskoordinatorin oder ein -koordinator sitzen. Doch seit dem 1. Januar 2021 ist die Stelle verwaist.
Denn im Jahr 2020 hatte das damals noch von CDU und Grünen geführte Bezirksamt in den Haushaltsberatungen beschlossen, dass andere Stellen wichtiger wären. Die Stelle wurde gestrichen, der eingearbeitete Flüchtlingskoordinator wechselte ins Jugendamt – ein Vorgang, der in Berlin einmalig war und bei den Fachleuten im Bezirk Kopfschütteln verursachte (hier mein Bericht). Und der sich spätestens mit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine rächte: Als die ersten ukrainischen Flüchtlinge im Bezirk eintrafen, mussten neue Zuständigkeiten erst wieder aufgebaut, neues Wissen erworben werden.
Auch zwei Jahre später ist der Schreibtisch leer. Aus dem 400-Stellen-Paket des rot-grün-roten Senats (hier mehr) solle die Stelle Flüchtlingskoordination finanziert werden, teilte Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) dem Tagesspiegel auf Nachfrage mit. Sie ist für das Büro der Integrationsbeauftragten zuständig: Seit der vergangenen Wahl sind alle Beauftragten der Berliner Bezirke bei den jeweiligen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern angesiedelt. Allerdings sei es noch nicht zu einer Ausschreibung der Stelle gekommen, so die Bürgermeisterin Schellenberg: „Die Bewertung der Stelle Flüchtlingskoordination ist kurz vor dem Abschluss.“ Im Klartext: Noch wird an der Aufgabenbeschreibung und der gehaltlichen Eingruppierung gefeilt.
Die Besetzung der anderen freien Stelle könnte schneller vonstatten gehen. „Die Ausschreibung der seit November freien Stelle steht kurz bevor“, sagt Maren Schellenberg. Die Fragen, warum der Mitarbeiter gekündigt habe, ob es stimmt, dass es sich im Integrationsbüro teilweise auch nur um Teilzeitstellen handelt, und wann die Integrationsbeauftragte voraussichtlich an ihren Arbeitsplatz zurückkehren könne, wollte sie nicht beantworten. Es handele sich um interne Personalangelegenheiten.
„Die aktuelle Besetzung des Integrationsbereiches ist kritisch“, sagt die Bürgermeisterin. Die verbliebene Mitarbeiterin werde von einer Praktikantin und „aus dem Büro der Bürgermeisterin“ unterstützt. Die Priorität der Arbeit liege zur Zeit insbesondere darin, beantragte Mittel aus dem bezirklichen Integrationsfonds zu bescheiden, „damit die Träger ihre Projekte durchführen können und hier Sicherheit haben“. Auch die Konstitution des Integrationsbeirats im Januar werde vorbereitet.
Und dann sagt sie noch diesen Satz, der Hoffnungen schürt: „Ich bin zuversichtlich, dass sich zum Februar die Situation deutlich verbessern kann.“ Wobei das kleine letzte Wort alle Möglichkeiten offen lässt.