Namen & Neues

Ein attraktiver Kranoldplatz ist wichtig für die Wirtschaft: „Verschenktes Potenzial“

Veröffentlicht am 21.12.2023 von Boris Buchholz

Den Kranoldplatz aufzuwerten, ist für die lokale Wirtschaft wichtig. „Als Standortgemeinschaft ist es unser Anliegen, Teil eines florierenden, attraktiven Kiezes zu sein“, sagt Jutta Goedicke. Sie ist die Vorsitzende der „Standortgemeinschaft Mein LiLa, Lichterfelde/Lankwitz“, in der sich hauptsächlich langjährig ansässige und inhabergeführte Geschäfte zusammengeschlossen haben. „Unser Bezirk verjüngt sich gerade durch einen Generationenwechsel und durch den Zuzug vieler Familien deutlich“, meint die Vertreterin der Gewerbetreibenden. Es sei „ein verschenktes Potenzial“, diesen Fakt nicht bei den Überlegungen zur Umgestaltung des Kranoldplatzes mitzudenken.

„Den Sorgen der Markthändler haben wir aufmerksam zugehört und nehmen sie auch sehr ernst.“ Die Gewerbetreibenden seien bereits im vergangenen Frühjahr auf die Markthändler zugegangen und hätten konkrete Vorschläge gemacht, um bei einem Umbau des Platzes „die treuen Marktgänger bei einem eventuellen Standortwechsel mitzunehmen“, so Jutta Goedicke. Dass der Erhalt des Marktes von allen Seiten bejaht werde und dennoch die Wogen in Bürgerschaft und Politik hochschlagen, sei ein Zeichen von Verbundenheit: „Seien wir doch mal ehrlich: Das sogenannte ‚Unterschriften-Battle‘ zeigt doch im Grunde deutlich, wie sehr den Lichterfeldern der Markt am Herzen liegt.“ Allerdings sehe sie mit Sorge, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden: Solange „der isolierte Ludwig-Beck-Platz in einer reinen Wohngegend mit einem gut erschlossenen Stadtplatz verglichen wird, hinken die Vergleiche“.

Dass die Umgestaltung des Kranoldplatzes Einschränkungen und „die Verabschiedung von lieb gewordenen Gewohnheiten“ bedeuten könne, ist der „Mein LiLa“-Vorsitzenden bewusst. Aber er könne auch einen großen Mehrwert bringen. „Wir von ‚Mein LiLa‘ würden uns jedenfalls mehr Mut der verantwortlichen Politiker zur Gestaltung und die Rückkehr zur sachlichen Argumentation an einem ‚Runden Tisch‘ wünschen“, sagt Jutta Goedicke.

Das jüngst als Entwurf veröffentlichte Zentrenkonzept des Bezirks gibt den Gewerbetreibenden recht. Im Konzept, das das Planungsbüro „Dr. Donato Acocella“ im Auftrag des Bezirksamts verfasst hat, werden die Stärken und Schwächen des Ortsteilzentrums Kranoldplatz aufgelistet (das Konzept finden Sie hier). Zu den Stärken gehören demnach unter anderem das Einkaufszentrum „Lio“ als Magnetbetrieb, die Restaurants und Bistros, das Nahversorgungsangebot von Drogerie bis zum Bäcker, Bankfilialen, der Wochenmarkt und die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

Die Schwächen hingegen seien die „Trennwirkung“ der Kaiser-Wilhelm-, Lankwitzer und der Königsberger Straße mit ihren wenigen Möglichkeiten, „die Straße zu Fuß zu überqueren“, das hohe Verkehrsaufkommen und die „wenigen Orte, die den Aufenthalt fördern“. Wenig förderlich sei explizit der „autogeprägte öffentliche Raum im Bereich Kranoldplatz (Parkplätze, Fahrspuren) mit unzureichender Aufenthaltsqualität“. Eine andere Schwäche: Elf Prozent der Ladenflächen stünden leer, das sei eine „relativ hohe Leerstandsquote“. Dabei weise das Zentrum – eigentlich sehr positiv – einen „leicht überdurchschnittlichen Anteil kleiner Betriebe bis 100 Quadratmeter Verkaufsfläche auf“. Im Kranoldkiez gibt es eben nicht nur Filialen, sondern auch viele kleine Läden. Noch.

Die Fachleute empfehlen, die Lärm- und Verkehrsbelastung rund um den Kranoldplatz zu reduzieren, sie bringen ein mögliches Tempolimit ins Spiel. In der Lankwitzer Straße am Kranoldplatz sollten Fahrradspuren und mehr Querungsmöglichkeiten für Fußgänger eingerichtet werden. Und: „Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum durch Schaffung von Sitzgelegenheiten, Fahrradabstellplätzen und Flächenentsiegelung zugunsten von Grünflächen und Baumpflanzungen.“

Zum Nachlesen, was bisher geschah:

  • „Unterschriften-Battle“ auf dem Berliner Kranoldplatz: Bündnis fordert Einrichtung eines Runden Tisches – hier zu lesen
  • Kranoldplatz: Umbau-Wünsche bringen die Markthändler auf – eine Stellungnahme – hier zu lesen
  • Soll der Kranoldplatz umgestaltet werden? Zweimal Pro, zweimal Contra aus der Leserschaft – hier zu lesen

Frisches Denk- und Lesefutter bietet auch das „Bündnis für einen lebendigen Kranoldplatz“, in dem sich fünf Initiativen (auch „Mein LiLa“: „alles andere als radikal, uninformiert, leichtfertig oder blauäugig“) zusammengeschlossen haben. In einer sehr ausführlichen Stellungnahme geht das Bündnis auf die Argumente der Markthändler ein – lesenswert und eine weitere gute Grundlage für das gemeinsame Gespräch aller Beteiligten an einem Runden Tisch „Kranoldplatz“. Das Papier ist hier zu finden.