Namen & Neues

Baum ab für die Kunst

Veröffentlicht am 19.02.2019 von Sigrid Kneist

Die Grünen und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) kämpfen weiter für die Jahrzehnte alten Platanen auf dem Mittelstreifen vor der Urania. Am Montag hatten die Grünen des Bezirks deswegen zur Demo aufgerufen. Aber die Chancen stehen schlecht, dass die Bäume stehenbleiben können. SPD, CDU und FDP haben einen gemeinsamen Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht, wonach bis zu acht Bäume fallen sollen, um den Blick frei zu machen für ein Kunstwerk. Und diese drei Fraktionen schaffen eine Mehrheit.

Darum geht es: Der Künstler Bernar Venet und die französische Botschaft waren beim Senat vorstellig geworden, das Werk des Bildhauers, der geschwungene Stahlbogen namens „Arc de 124,5°“ doch angemessener zu präsentieren. Die Skulptur war ein Geschenk Frankreichs an Berlin zur 750-Jahresfeier. Auch bei diesem Thema wird es eine muntere Diskussion geben.

Die Zeit drängt aus Sicht von SPD, CDU und FDP, denn die Bäume sollen noch vor der gesetzlich geschützten Vegetationsperiode, die stets am 1. März beginnt, gefällt werden. Die Schutzfrist endet im Oktober. „Die Zeit bis dahin sollte genutzt werden um alle Alternativen zu überprüfen und ein entsprechendes Handlungskonzept zu erstellen. Daran wird die deutsch-französische Freundschaft nicht zerbrechen“, sagt Christian Hönig, Referent für Baumschutz beim BUND. „Es bestehen mehrere Optionen, die alle noch nicht ausreichend überprüft worden sind. Der Mittelstreifen kann umgestaltet, die Bäume entsprechend gepflegt oder das Kunstwerk auch umgesetzt werden.“

Bei der Entfernung der Bäume gehe es nicht „um das Kiezthema „Kunst contra Natur“ sondern darum, ob wir die Gefühle unseres wichtigsten Partners in Europa mit einem Streit um acht Platanen verletzen wollen“, sagt hingegen Ralf Olschewski von der CDU.

Der Haltung der rot-schwarz-gelben Koalition in dieser Frage widerspricht der stadtentwicklungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Daniel Buchholz, vehement: „Ich halte von der vorgesehenen Fällung gesunder Bäume als „Liebesbeweis“ für unsere langjährigen französischen Freunde überhaupt nichts! Es wäre ein fatales Signal in Zeiten von Klimawandel und dem Engagement für saubere Luft in den Städten. Nachhaltige Politik im 21. Jahrhundert sieht anders aus! Außerdem sind die Bäume für den öden Straßenzug auch optisch eine Bereicherung.“