Namen & Neues
Verwaltung zwischen Präsenzpflicht, Notdiensten und Home-Office
Veröffentlicht am 24.03.2020 von Sigrid Kneist
In der Verwaltung des Bezirks wurde die Arbeit zum Schutz der Mitarbeiter und der Bürger umgestellt. Nur noch in wenigen Bereichen und Ausnahmesituationen können Bürger im Rathaus im direkten Kontakt Ansprechpartner finden. Ich habe dazu Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) befragt.
Wie viel Prozent der Mitarbeiter des Bezirksamts sind derzeit noch in den Rathäusern und anderen Verwaltungsgebäuden anzutreffen? Eine Prozentzahl kann nicht ermittelt werden, da jede Organisationseinheit täglich die Situation neu bewertet und Entscheidungen trifft. Es sollen so wenig wie möglich Mitarbeitende in den Dienstgebäuden anwesend sein. Die Empfehlung ist, unter 20 Prozent zu bleiben.
Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler im Rathaus Schöneberg. Foto: Kitty Kleist-Heinrich
Wie arbeiten die anderen? Es gibt unterschiedliche Wege, auch außerhalb des Büros, also von zu Hause zu arbeiten. Einige Mitarbeitende haben einen Homeoffice-Arbeitsplatz, andere haben nur den Zugriff auf ihre Mails, andere haben ein Arbeitsgebiet, bei dem sie sich Unterlagen mit nach Hause nehmen konnten, wieder andere sind nur telefonisch für Nachfragen zu erreichen. Es sind also sehr unterschiedliche und individuelle Regelungen getroffen worden. Genaue Zahlen können auch hier nicht genannt werden, da es sich um sehr individuelle Entscheidungen in den einzelnen Bereichen handelt.
Wo gibt es noch Publikumsverkehr? Der direkte Publikumsverkehr ist weitgehend ausgesetzt und wird zunehmend weiter eingeschränkt, zum Beispiel der Notbetrieb im Bürgeramt. Soweit es notwendig ist, noch Leistungen direkt zu erbringen – und es möglich ist – wurde auf Mail und Telefon umgestellt. Auf unseren Webseiten, sowie auf Facebook oder Twitter werden immer wieder aktualisiert Hinweise gegeben. Auch hier gilt eine sich immer wieder in kurzen Abständen ändernde Situation. Viele aktuelle Informationen zu den einzelnen Bereichen findet man hier auf berlin.de.
Wo herrscht Präsenzpflicht? Die gibt es in einigen Bereichen. Die größte Anzahl an Mitarbeitenden hilft zur Zeit im Gesundheitsamt, um die dort eintreffenden Meldungen nachzuverfolgen bzw. Kontaktpersonen zu benachrichtigen. Hier handelt es sich inzwischen um Mitarbeitende aller Bereiche, die die Kolleg_innen des Gesundheitsamtes verstärken. Es handelt sich dabei um reine Büroarbeitsplätze. Dies soll unter anderem das medizinische Personal entlasten und deren Kompetenz nicht mit Büroarbeit binden. In jedem Bereich gibt es eine Notbesetzung und sogenannte Schlüsselfunktionen sind besetzt. Das sind in der Regel kleine Besetzungen. Jeder Bereich hat einen Notplan erarbeitet, damit bei Ausfall auch ein Nachbesetzen der Schlüsselfunktionen möglich ist.
Ist es problemlos möglich, Mitarbeiter beispielsweise zur Verstärkung in das Gesundheitsamt abzuordnen? Formal ist eine Umsetzung von Mitarbeitenden in der heutigen Situation problemlos möglich. Ich möchte mich deshalb auch bei allen Kolleg_innen bedanken, die sich problemlos ins Gesundheitsamt haben umsetzen lassen und dort jetzt ihren Dienst machen. Ich freue mich sehr, dass sehr viele Kolleg_innen sich freiwillig zur Umsetzung gemeldet haben. Auch dem Kernteam im Gesundheitsamt, das alle Einsätze organisiert und koordiniert, möchte ich herzlich danken.
Wie und wie oft tagt das Bezirksamt derzeit? Bisher hat das Bezirksamt noch zusammen getagt. Ab dieser Woche werden wir aber die Möglichkeit einer Telefonkonferenz nutzen. Zur Zeit werden alle anderen Themen zurückgestellt. Die Neuorganisation des Dienstbetriebes und die zusätzlichen Aufgaben im Rahmen der Pandemie beschäftigen zur Zeit die Mitglieder des Bezirksamtes und die gesamte Verwaltung. Einige Mitarbeitende können aber im Rahmen ihrer Arbeitszeit auch schon vorausschauend Themen vorbereiten bzw. nachbearbeiten. In der Regel fehlt es aber an den Interaktionspartnern, um Sachen außerhalb von Corona-Aktivitäten wirklich auf den Weg zu bringen.
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