Namen & Neues
Konflikte am Wasserturm: Bezirksamt machtlos gegen "böse" Hundehalter
Veröffentlicht am 04.03.2021 von Christian Hönicke
Um die Grünflächen im Bezirk tobt seit langem ein passiv-aggressiver Verteilungskampf. Eine Hauptkonfliktlinie: Kinder gegen Hunde. Die Auseinandersetzung spitzt sich nun an der Grünfläche am Wasserturm im Kollwitzkiez zu, die erst 2019 aufwendig saniert wurde.
Das grüne Kleinod sei schon wieder komplett in Hundehand und zerstört, beklagte Anwohner Andreas Preisner jüngst auf der Bezirksverordnetenversammlung (BVV): „Die Fläche können Sie nach zwei Jahren gleich wieder sanieren.“ Besonders ärgerte er sich darüber, dass die Hinweisschilder auf das Hundeverbot an den Spielplätzen zerstört wurden und das Ordnungsamt mit dem Verweis darauf Kontrollen ablehne: „Beugt sich der Bezirk dieser Gewalt, denn das ist sie ja?“
Im Prinzip ja, räumte Grünstadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) ein. Ärger mit Hundehaltern sei nicht nur in dieser Parkanlage der Hauptkonfliktpunkt. Man habe das Grün am Wasserturm vor zwei Jahren saniert, „weil buddelnde Hunde den Rasen in einen Acker verwandelt“ hätten. „Für die Spielplatzbereiche gilt seither absolutes Hundeverbot, zum Erhalt der denkmalgerecht wiederhergestellten Plateaufläche auch oben.“ [Der Text stammt aus dem aktuellen Pankow-Newsletter. Den können Sie hier kostenlos bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Doch alle Hundeverbotsschilder seien immer wieder entweder entfernt oder stark beschädigt worden. Nun habe das Straßen- und Grünflächenamt „wegen Undurchführbarkeit von einer weiteren Erneuerung der Beschilderung abgesehen“. Zwar wisse das Ordnungsamt, „dass die Fläche mit Hunden nicht zu betreten ist. Aber die Kontrolle ist ohne die Schilder offenbar nicht so durchführbar.“
Für die Ordnungskräfte sei es zudem grundsätzlich schwierig, „zwischen guten und bösen“ Hundehaltern zu unterscheiden, so Kuhn. Es gebe die guten, die tagsüber mit angeleinten Hunden die Anlage nutzten, und die bösen, die ihre Vierbeiner in den Nachtstunden frei laufen und wühlen ließen und damit das Grün zerstörten.
Klar ist nur: Das Bezirksamt kapituliert aktuell vor den „Bösen“. Immerhin werde derzeit noch einmal „eine Überarbeitung der Konzepte für Beschilderung“ erwogen, kündigt Kuhn an. Was genau überarbeitet werden soll, um den Konflikt aufzulösen, erklärte er allerdings auf Nachfrage nicht. Bis dahin gilt für Pankower Parks frei nach Platon nur eine Regel: das Recht des „Böseren“. – Text: Christian Hönicke
+++ Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Pankow entnommen. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de
Mehr Themen aus dem Pankow-Newsletter:
- Anflug der Hobbyflieger: Nach dem TXL-Aus knattern die Cessna-Motoren über Pankow
- Konflikte am Wasserturm: Bezirksamt machtlos gegen „böse“ Hundehalter
- Wegen Dauerstau am BSR-Hof: Radweg soll mit Baken geschützt werden
- Kein Bedarf am Mirbachplatz: Bezirk will Bethanienturm nicht haben
- Nicht genug Unfälle: Polizei lehnt Blitzer gegen Raser in Wilhelmsruh ab
- Niederlage vor Gericht: Prater-Umbau durch Bezirk „rechtswidrig“
- Corona und Gastronomie: Bußgeld für Getränkeverkauf ohne Deckel
- Stau am Rathaus: Breite Straße wegen Bauarbeiten gesperrt
- Polizei schießt auf bewaffnete Frau in Weißensee
- „Bloomlets“ statt Parkplätze: „Klimastraße“ im Kollwitzkiez mit temporären Bäumen geplant
- Pankows bekanntestem Gitarrenbauer droht die Insolvenz
- Trotz BVV-Beschluss: Bezirksamt lässt historische Grabsteine in Buchholz schreddern
- Verkehrswende oder Satire? AfD fordert, Parklets nur mit Lastenfahrrädern umzusetzen
Den Pankow-Newsletter vom Tagesspiegel gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de +++