Intro

von André Görke

Veröffentlicht am 22.01.2019

beginnen wir mit unserer Lieblingsbaustelle. Nein, nicht mit den Baugerüsten mitten auf der Stößenseebrücke, die dort seit 2017, 2016, 2015, 2014, 2013… seit 2008 (!) tapfer neben der Heerstraße rumstehen (Fotobeweis), sondern mit dem Radweg daneben. Dort wurden vor einem Jahr 61 Bäume gefällt. Die älteste Platane stammte aus dem Jahr 1933. Gab viel Häme, logo: Grüne fällen Bäume und so. Vor allem: Es geschah nichts seit dem Kettensägen-Gekreische – trostlos stehen 61 Baumstümpfe an der Heerstraße rum. Wann es dort weitergeht? Bitteschön, hier kommt ganz frische Post an den Spandau-Newsletter aus dem Büro von Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne): Baubeginn wird im April 2019 sein, hören wir, „voraussichtlich im 2. Quartal 2019“. Wenn die Bordsteine ausgebuddelt und neue gesetzt werden, wird auf der Heerstraße jeweils eine Fahrspur gesperrt. Immerhin: „Die eigentlichen Arbeiten sollen vom Bürgersteig aus erfolgen“. Bauende: Pi Mal Daumen 2020.

Der Radweg ist aber auch übel. „Zwischen Frey- und Stößenseebrücke werden die Geh- und Radwege saniert und Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut“, schreibt uns Derk Ehlert aus der Verkehrsverwaltung. Der Radweg ist wirklich eine Zumutung (Foto): holprig, direkt an der Fahrbahn, nur 1 Meter schmal – er wird auf 1,60 Meter verbreitert. 2019 entsteht ein Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Radweg, daneben der Fußweg. Die Wurzeln der Bäume wären bei den Arbeiten zerfetzt worden, deshalb die Fällung. Ersatzpflanzung? Ja, sagt Ehlert und zählt auf: 92 neue Jung-Bäume werden im Bullengraben in Staaken eingebuddelt („Moorbirken, Schwarzerlen, Hainbuchen, Ulmen“). Auf dem Damm an der Heerstraße befindet sich links und rechts Wald. Da war logischerweise kein Platz mehr für Extra-Bäume.

++++ UPDATE IM SPANDAU-NEWSLETTER ++++

Fällungen auch zwischen Freybrücke und Alt-Pichelsdorf. Dort sollen weitere Bäume für den neuen Radweg fallen – hier ein Foto vom schönen Laubdach an der Heerstraße. Hatte zumindest Spandaus Baustadtrat Frank Bewig, CDU, hier mal im Newsletter angekündigt. Und dabei wird es auch bleiben, allerdings ein paar weniger als noch anfangs befürchtet: „Etwa 9 Bäume“ werden zwischen Freybrücke und Alt-Pichelsdorf fallen müssen, den Rest könne man an der Heerstraße vermutlich retten, sagte Frank Bewig nach Erscheinen des Spandau-Newsletters am Dienstagmittag. In einer ersten Version am Morgen stand: Der Bezirk werde gar keine Bäume zwischen Alt-Pichelsdorf und Freybrücke fällen – damit bezog sich der Stadtrat aber auf den Abschnitt zwischen Freybrücke und Stößenseebrücke. Unsere Frage hatte er falsch gelesen.

Senat: „Erhaltenswerte Bäume haben Vorrang“. Hier noch mal schriftlich das Senatscredo: „Wenn Bäume gesund und erhaltenswert sind, wird grundsätzlich nur in sehr seltenen Ausnahmefällen gefällt.“ Und daher: „An vielen Straßen scheiden Radwegelösungen wegen schützenswerter Baumreihen aus – hier haben auch künftig die erhaltenswerten Bäume Vorrang.“ Diesen Satz legen wir uns mal zurück.

Kleines Mathe-Quiz für Spandau. Wie viele Straßenbäume hat der Bezirk? Es sind – 26.000. Bei 450 Kilometer Straße sind das … Moment, wo ist der Taschenrechner? … 58 Bäume pro Kilometer, also alle 17 Meter einer. Damit liegt Spandau berlinweit auf dem letzten Platz mit Neukölln. Tage bis zum ersten grünen Blatt: 59. Dann ist Frühlingsanfang. – Text: André Görke

Diesen Text haben wir dem aktuellen Spandau-Newsletter entnommen. Diesen können Sie kostenlos bestellen und komplett lesen unter: leute.tagesspiegel.de. Ich freue mich auf Sie.