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von Sigrid Kneist

Veröffentlicht am 01.10.2019

„Stadtbäume sterben an Stress“ – selten trägt eine Pressemitteilung des Bezirksamts eine so drastische Überschrift. 1.000 der insgesamt 55.000 Stadtbäume im Bezirk seien „abgestorben oder stark geschädigt“. Besonders betroffen seien in den Grünanlagen und auf den Straßen Birken, Rotbuchen, Bergahorn, Linde und Eiche, aber auch Nadelgehölze wie Kiefern und Fichten. „Viele Bäume haben den zweiten trockenen Sommer in Folge nicht überlebt“, heißt es in der Mitteilung der für Grünflächen zuständigen Stadträtin, Christiane Heiß (Grüne). Die derart geschädigten Bäume müssten jetzt im Herbst und Winter gefällt werden. Erst vor drei Wochen wurden aus Sicherheitsgründen acht schwer geschädigte Buchen und drei Hainbuchen im Kleistpark gefällt – trotz der bis Ende September geltenden Schutzzeit.

Das sind die Ursachen. Es ist nicht allein der Wassermangel, der den Bäumen zusetzt. Hinzu kommen schlechte Bodenverhältnisse und Lichtmangel. Aber es gibt auch von Menschen geschaffene Faktoren, die den Bäumen schaden: Stämme werden beim Parken der Autos beschädigt, Wurzeln bei Bauarbeiten beschädigt. Und auch Hundehalter, die ihre Tiere beim Gassigehen zu den Bäumen führen, tragen dazu bei, dass es diesen schlechter geht. Den Wassermangel kann das Grünflächenamt nur zum Teil ausgleichen. Lediglich neu angepflanzte Bäume (bis zum achten Jahr) werden den Angaben zufolge gewässert.

Die Folgen. Geschwächte Bäume sind leichte Opfer von Parasiten- oder Pilzbefall. Bei kranken Bäumen ist die Standsicherheit gefährdet, und das Astbruchrisiko steigt.  Ein Beispiel dafür sehen Sie weiter unten in der „Kiezkamera“.

Das muss jetzt geschehen. Die betroffenen Bäume werden nach Auskunft des Bezirksamts in den kommenden Monaten gefällt. Da vor allem Bäume in Grünanlagen und auf Friedhöfen betroffen sind, fehlen die finanziellen Mittel, um im großen Stil Nachpflanzungen zu veranlassen. Die Berliner Stadtbaumkampagne umfasst nur die Nachpflanzung von Straßenbäumen. Gleichzeitig muss in denkmalgeschützten Grünanlagen jede einzelne Nachpflanzung mit den Denkmalschutzbehörden in Bezug auf Standort und Baumart abgestimmt werden. Auch in unserem Bezirk werden neue Baumarten getestet, ob diese sich besser an die Folgen des Klimawandels anpassen können. Abschließende Ergebnisse über Erfolge können aber noch nicht mitgeteilt werden, da die Jungbäume erst über viele Jahre ihre Stressresistenz beweisen müssen. Über Baumfällungen am Perelsplatz können Sie in der Rubrik „Namen und Neues“ lesen.

Was macht der Bezirk? Im vor drei Wochen beschlossenen Haushalt sind jetzt 388.000 Euro zusätzlich für eine verstärkte Pflege der Grünanlagen vorgesehen, 194.000 davon für Baumpflege und Wiederaufforstung. Angesichts der jetzt deutlich werdenden Schäden der Bäume dürfte dies aber bei Weitem nicht ausreichend sein.

Es gibt auch positive Nachrichten. Das Unternehmensnetzwerk Motzener Straße hat hinter dem Baumarkt am Nahmitzer Damm die ersten zwei Apfelbäume gepflanzt, die lokale Unternehmen gespendet haben. Das soll nur der Anfang sein. Im nächsten Frühjahr sollen acht weitere Bäume gepflanzt werden. berlin.de

Sigrid Kneist arbeitet seit 1990 als Redakteurin in der Berlin-Redaktion des Tagesspiegels. Vor mehr als 20 Jahren hätte sie sich nicht vorstellen können, dass sie wenig später aus dem Kreuzberger Graefekiez nach Mariendorf ziehen und dort bis heute bleiben würde. Wenn Sie Anregungen, Kritik, Wünsche, Tipps haben, schreiben Sie ihr bitte eine E-Mail an leute-s.kneist@tagesspiegel.de
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Diesen Text haben wir dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für den Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg entnommen. Den – kompletten – Newsletter gibt es kostenlos und unkompliziert unter leute.tagesspiegel.de.
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